Team America

Nach Matt Stones Auftritt in Michael Moores „Bowling for Columbine“ entstanden zunächst die Vermutungen, dass die im selben Film enthaltene Trickfilmpassage über die amerikanische Geschichte von ihm und Trey Parker, den Schöpfern der Kultserie „South Park“ produziert worden wäre. Das war allerdings ebenso wenig korrekt wie die scheinbar naheliegende Annahme, dass die beiden die speziell im Nachfolger „Fahrenheit 9/11“ immer mehr in einseitige und verzerrende Polemik abgleitenden Ansichten Moores über die US-Politik (an der es wahrlich genügend zu kritisieren gibt) teilen würden. Deutlicher als im neuen Marionetten-Kinofilm „Team America – World Police“ konnten Parker und Stone dies wohl kaum widerlegen, lassen sie doch Moores hölzernes Pendant als mit Fast Food und Sprengsätzen bewaffnete Selbstmordattentäterpuppe die Basis des Team America im Mount Rushmore in die Luft jagen.

Schon bei South Park ist es der unbegrenzte Wille, JEDES Tabu zu brechen und JEDE dogmatische Sichtweise als dumm zu verulken, der mich nach anfänglicher Skepsis zu einem absoluten Fan der Serie werden ließ. Man muss sich nur erst mal an die Fäkalsprache gewöhnen, bevor man ihren „Sinn“ versteht. Grundsätzlich trifft der Spott also sowohl Bush als auch die Liberalen, Waffenfetischisten wie Ökofreaks, den KKK ebenso wie PETA und alles wird gewürzt mit Witzen über Juden, Behinderte und AIDS. Und genauso verteilt sich der Spott auch in „Team America“, das eigentlich, obwohl es die Thematik des „Antiterrorkrieges“ aufgreift, eher eine Parodie auf die unzähligen Actionfilme und ihre austauschbaren Pseudo-Plots und Dialoge, als ein politisches Statement ist. Das merkt man nicht zuletzt daran, dass die US- Regierung oder Bush persönlich gar nicht auftauchen und die Hardliner-Seite allein vom Spezialkommando selbst vertreten wird. Im Gegensatz dazu sind die Mitglieder der F.A.G. (Film Actors Guild), der das martialische Auftreten von „Team America“ schon lange ein Dorn im Auge ist, wie schon Moore in persona vertreten. Die üblichen Verdächtigen Sean Penn, Susan Sarandon, Alec Baldwin, Matt Damon et. cet. haben alle sehr viel gelesen und halten sich deswegen logischerweise für absolute Politikexperten und allein fähig, den Weltfrieden zu erreichen. Deswegen haben sie auch eine Einladung nach Nordkorea angenommen, wo auf einer von Kim Jong Il initiierten internationalen Friedenskonferenz genau diese Zukunftsvision vorgestellt werden soll. Dumm ist nur, dass der asiatische Diktator der Hauptbösewicht des Films ist und Terroristen mit schmutzigen Bomben versorgt, die just während der Konferenz gezündet werden sollen. Team America will das natürlich verhindern, was einen (blutigen!) Showdown mit F.A.G. unausweichlich macht.

Trotz dieser realpolitischen Anleihen geht es im Film, wie bereits erwähnt, allerdings um die Bloßstellung all der dämlichen Dialoge und Hintergründe von Handelnden in Blockbustern der Marke „Pearl Harbor“ oder „Independence Day“. Kindheitstraumata, Verweigern einer neuen Bindung, Versagensängste, Ödipuskomplexe, wirklich alles, was die Küchenpsychologie so zu bieten hat, wird hier munter auf die Schippe genommen und in seiner filmisch banalen Umsetzung entlarvt. Wie es sich gehört, kommt auch die Parker/Stone eigene Faszination für Körpersäfte nicht zu kurz, zu bewundern gibt es sowohl die längste Kotz- als auch die ausführlichste Sexszene der Filmgeschichte (zumindest für Puppen). Letztere sind übrigens eine Hybridkonstruktion aus alter und neuer Technik, sie werden ganz traditionell über sichtbare Strippen gesteuert, besitzen aber einen mit diversen Motoren ausgestatteten Kopf, so dass sie per Fernsteuerung je nach Szene durchaus auch bestimmte Emotionen besser darstellen können. In diesem Zusammenhang liegt die Glaubwürdigkeit ihrer Schauspielkunst auf jeden Fall weit vor vielen menschlichen Kollegen aus der Seifenoperszene oder auch Til Schweiger.

Eine besondere Rolle spielt die Filmmusik. Bereits bei South Park sind Songs und Musicalnummern immer wieder präsent und „Team America“ parodiert nicht nur Filme, sondern auch ihre Musik. Wenn also die grell in den USA-Farben schimmernden Hubschrauber der Helden zum Einsatz fliegen, werden sie von entsprechenden Hardrock-Klängen mit pathetischen Texten: „America – Fuck YEAH! Coming again, to save the mother fucking day yeah“ begleitet. Die Szene, in welcher der Hauptheld glaubt, seine große Liebe verloren zu haben, untermalt ein trauriges Lied mit dem zu Herzen gehenden Vergleich: „I miss you more than Michael Bay missed the mark when he made Pearl Harbor”. Und wer immer noch glaubt, Männer würden im Angesicht einer nackten Frau (auch wenn sie nur aus Holz ist) nicht weiterhin zu tiefster Emotionalität fähig sein, sollte sich von diesen Worten vom Gegenteil überzeugen lassen: „I like rain, I like ham, I like you. You’re around, you’re right here so you’ll do”. Der musikalische Höhepunkt des Films bleibt allerdings das im Stile alter Hollywoodschinken von wimmernden Geigen begleitete Solo Kim Jong Ils, in dem er seine Einsamkeit beweint:

I’m so ronery. So ronery.
So ronery and sadry arone.
Dere’s no one, just me onry,
sitting on my rittle throne.

Kurz gesagt, bereits die Filmmusik allein ist den Besuch des Films wert. Man sollte allerdings eine gewisse Toleranz gegenüber schmutzigen Worten und blutigen bis ekligen Szenen mitbringen. :)

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